#17
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by Chris V K » 24 Oct 2008, 13:32
Aus der Soldaten-Zeutung "Fallschirmjäger" Ausgabe Oktober 1944
"Zwischen zwei Schnäpsen"
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Der Kampf ist, vollends im augenblicklichen Stadium des Krieges, bitter hart . Und die Kameraden, die dieses im vordersten Graben lesen, möchten sicher - und das zünachst mit Recht ! - dem Schriftleiter eine Ladung mit Zeitzünder schicken, der einen Bericht mit der Überschrift "Panzerabschuss" zwischen zwei Schnäpsen" aufmacht . Das klingt frivol . Aber das Mittel heiligt manchmal den Zweck . Und der Zweck dieses verbürgt wahren Berichtes aus dem Fallschirmjägerregiment 6 ist, auch auf diese Weise einmal festzustellen, dass unsere Kampfkracht durch die Panzerfaust gewaltig gestärkt worden ist . Versucht euch diese Situation ohne Panzerfaust vorzustellen - und widmet dem Kameraden eine Minute der Bewunderung, der die eisernen Nerven besass, zo zu handeln . Da kann man nur sagen : Das ist ein ganzer Fallschirmjäger !
Es ist schon geraume Zeit her, seit sich die Geschichte zutrug, die im folgenden erzählt werden soll ; doch hat sie darum noch nichts von ihrem Wert verloren . Sie findet sich nicht in den Blättern irgendeines Kriegstagebuches verzeichnet, sondern sie lebt in der Erinnerung derer, welche dabei waren . Allerdings - ein grund mehr, die Begebenheit festzuhalten .
Seit den frühen Morgenstunden war das belgische Städtchen Schauplatz von Strassenkämpfen deutscher Fallschirmjäger mit ihren amerikanischen (?) Gegern . Es war ein heisses Ringen . Kein Wunder, dass einer unserer Männer den nachtgerade unwiderstehlichen Drang verspürte, seine ausgedörtte Kehle etwas anzufeuchten . Nun gehört zwar zum Sturmgepäck eines jeden Soldaten auch die Feldflasche ; doch wenn es darauf ankommt, steht sie allemal nur auf dem Papier, nämlich in der diesbezüglichen Spalte des im Soldbuch eingehefteten Nachweises empfangerer Dienstbekleidung . Davon abgesehen, - was könnte schon in einer solchen Feldflasche verkorkt zein ? Bestenfalls kalter Kaffee ; und der war nicht das Gebot der Stunde .
Der Kampf ging him und her . Unterdes gelangte der Fallschirmjäger an ein Haus, das trotz fehlender Fensterscheibe noch einen halbwegs bewohnbaren Eindruck machte und sich bei näherem Zusehen als eine "Bar" erwies . Daraufhin beschloss er, noch bedeutend näher zuzusehn, und entdeckte auf diese Weise schliesslich im äussersten Winkel eines tiefen Kellers den Inhaber dieser Bar . Mit unmissverständlicher Zeichensprache bedeute er ihm seine Wünsche, bemühte, während das leicht gebaute Haus unter bedrohlich nahen Granateinschlägen in gelindes Schwanken geriet, den sinlich Widerstrebenden zum Ausschank hinauf, liess sich einen Schnaps, und da er ihm zusagte, gleich einen zweiten geben . Auf einmal mischte sich in den Kampfeslärm ein bisher noch nicht vernommenes Geräusch, das Rasseln von Gleisketten . Der Fallschirmjäger stutzte, warf einen Blick auf seine in einer Ecke der Kneipe abgestellte Panzerfaust, für die er im Lauf dieses Tages noch keine Verwendung gefunden hatte, setzte dann das zweite Glas an und leerte es auf einen Zug . Indessen hatten er kaum wider abgesetzt, als im Ausschnitt des Fensters die umgeschlachte Masse eines dröhnend über das Kleinstadtpflaster rollenden Sherman-Panzers sichtbar wurde . Ein Griff in die Ecke, ein Satz an das Fenster, und die Panzerfaust hatte zugeschlagen . Einen Augenblick besah sich der Fallschirmjäger den Schaden, dann wandte er sich inmitten des Pulverdampfs, der jetzt die enge Gastube füllte, wieder dem Schanktisch zu . Mochte er nun der Auflassung sein, dass der Abschuss eines Panzers ein Grund zum Trinken wäre, oder mochte es ihm sowieso auf einen Schnaps mehr oder weniger nicht ankommen, - genug, er liess sich ein drittes Mal das Glas füllen, trank es aus und empfahl sich, nicht ohne zuvor seine Zeche beglichen zu haben, wie sich das gehört .
Kriegberichter Gross
Attached photo :
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A delegation of Fallschirm-Jäger Regiment 6 von der Heydte visits the British W.W.II cemetery at Geel on 7 June 1990.
From left to right :
Adolf Mertens, Fritz Bein, Eckart Schucany, ?, ?, Willy Renner, ?, Horst Pfeiffer, ?, Alexander Uhlig, Walther Schad, Heinz Köhne, Chris Van Kerckhoven .
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Attachments
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- A delegation of Fsch. Jäg. Rgt. 6 von der Heydte visits the British W.W.II cemetery at Geel on 7 June 1990 . Photocollection Chris Van Kerckhoven - Geel - Belgium .
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