#37
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by nichte » 30 Nov 2019, 05:37
What I read.
Dimitrii, it seems to me that you scanned one page double
(FP99 is same as FP102)
Also, between FP93 and FP94 seems to be a page missing, as FP94 starts in the middle of a different subject and sentence.
Roman, I think you were right with the word “Puzze” in the previous letter; he seems to use different nicknames; “Pussi” in this last letter which could mean the same little girl?
Hiltraut
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Russland, am 13. 1. 44
Lieber Papa! Liebe Mutti!
Inzwischen hat sich nun das Dato mit 14 geändert, es ist näm-
lich bei uns Soldaten oft so: Erstens
kommt es anders, und zweitens
als man denkt. Nun hasche ich
mir aber vor dem Mittagessen
die Zeit zum Schreiben. Zu Deinem
Geburtstag am 4. Februar wünsche
ich Dir alles Gute und vor allem
Gesundheit im neuen Lebensjahr.
Deine Enkelchen Moritz, Pussi, Franz
und wie sie alle heißen, werden
wohl an dem Tage wieder um Dich
sein. Es hat sich übrigens schon
herumgesprochen, daß Du der
liebste und glücklichste Opa auf der
Welt sein sollst. Und damit nun
die Schar Deiner “Verehrer” immer
größer werde, haben wir nun
im letzten Urlaub für weiteren
Nachwuchs gesorgt. Hoffentlich wird
es diesmal ein Stammhalter,
der unser stolzes Geschlecht, daß
unverwüstliche Buchenholz, in der
nächsten Generation würdig ver-
treten wird. Jedenfalls haben
wir uns alle Mühe gegeben.
Hoffentlich klappt alles, auch mit
dem Wagen und so, ich meine,
ein Volkswagen gehört nun ein-
mal dazu, auch wenn ich leicht-
sinnigerweise den ersten schnell
verkaufte, nachdem unser Baby kein
Baby mehr war und schon zu-
fuß lief bzw. vom stolzen Vati
getragen wurde. Ihr glaubt ja
nicht, wie sehr ich mich nach dem
kleinen Äffchen sehne, wenn ich
Eure Berichte lese. Am liebsten
packte ich gleich meine Klamotten.
[page missing?]
Fragen zu beantworten, viele klei-
ne Wünsche zu erfüllen für die
Männer, die vorn am Geschütz, am
M.G. oder in den Bunkern sitzen.
Ich wohne mit dem Kompanieführer
zusammen und haben wir ein für
russische Verhältnisse herrliches Zim-
mer, das von der Einheit, die wir
hier ablösten, eingerichtet wurde.
Ivan, ein russ. Hilfswilliger, ehemals
Kellner, sorgt aufs Beste für unser
leibliches Wohl; heute morgen z.B.
gab es Frikadellen mit Kartoffeln
und Soße u. Gurken, als Nachtisch
Pfannkuchen mit Milch. Infolge
solcher guter Stunden beginnt sich
auch mein Leib zu runden. Im-
mer leben wir natürlich nicht
wie der liebe Gott in Frankreich.
Wenn wir zum Beispiel auf
Marsch sind, dann schmeckt in
einer kurzen Rast auch ein
trockenes Stück Kommisbrot
ganz vorzüglich. Es wird aber in
jeder Beziehung bestens für uns
gesorgt. Wer bekam, wie heute
unsere Kompanie, im letzten Krieg
im 4. Jahr noch Rouladen, Kartoffeln
und Soße? Gestern war ich mit
der Verpflegung vorne, und macht
es Spaß, wenn die Männer sich
über das Essen, das unser Muster-
koch so liebevoll bereitet hat, her-
machen. Um 12 Uhr fuhren wir los,
und um 23 Uhr kamen wir erst zurück.
Die Dunkelheit und das Schicksal wollten
es, daß wir in einen Graben fuhren
und fast Kopf standen. Es blieb uns
nichts übrig, als einen Mann
zum 6 Klm entfernt liegenden
Troß zu schicken, um Hilfe zu
holen. Mit zwei Mann blieben
wir beim Fahrzeug in der Schnee-
wüste, kein Haus, kein Mensch, so
weit wir sehen konnten. Die drei
Stunden, die wir warten mußten,
bis die Hilfe in Form von zwei
Lastwagen ankam, wurden zur
Ewigkeit. Mein Fahrer schimpfte volle
zwei Stunden ununterbrochen auch [auf?]
das verdammte ……….., er ließ
sich keine Zeit, die Nase zu schnäu-
zen. Ein Glück, daß wir zwei
waren und zu rauchen hatten. Ei-
ne Zigarette ist ungeheuer kost-
bar in solcher Lage. Und wenn
der Wind dann eisig kalt über
die Steppe geht, dann wünscht man
sich nach Hause in ein schönes,
gemütliches Heim; mancher Land-
ser soll sich sogar eine schöne
Bürgerstochter und ein warmes
Bett gewünscht haben. Vereinzelte
Schüsse und M.G. Garben, die durch
die Nacht peitschen reißen uns
aus unserer Träumerei von Heim
und Frau und Kind zurück in die
nackte Wirklichkeit. Mein Fahrer flucht,
“ich werde zur Sau, der Scheiß-
wagen, wenn die nicht bald
kommen, werde ich wild.” Doch
endlich, Motorengeräusch; die wir
immer ………….enden, “verdunkelten”
[sideways:]
und Moni, es grüßt Euch, lie…