Walter von Reichenau

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genstab
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Walter von Reichenau

#1

Post by genstab » 02 Oct 2012, 12:23

For some strange reason no authoritative bio has been posted for FM Walter von Reichenau yet (unless I missed it). Can someone help me out with his complete career? Histan, appreciate any additional details from his HPA file if you have it as always- it usually clears up a few ambiguities and this man had had a pretty full career until it was cut short.
Many thanks for any help.

Best regards,
Bill in Cleveland (the big one)

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Dieter Zinke
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Re: Walter von Reichenau

#2

Post by Dieter Zinke » 02 Oct 2012, 15:44

Walter von Reichenau
* 08.10.1884 Karlsruhe
† 17.011942 zwischen Lemberg und Leipzig

14.03.1903 Fahnenjunker
18.10.1903 Fähnrich
18.08.1904 Leutnant (Pat. v. 19.08.1903)
18.08.1912 Oberleutnant
28.11.1914 Hauptmann
01.06.1924 Major (Pat. v. 01.07.1923)
01.04.1929 Oberstleutnant
01.02.1932 Oberst
18.01.1934 Generalmajor (Pat. v. 01.01.1934)
01.10.1935 Generalleutnant (3)
01.10.1936 General der Artillerie (7)
01.10.1939 Generaloberst (3)
19.07.1940 Generalfeldmarschall (9)

Eltern: Der preußische Generalleutnant z.D. Ernst August Ludwig Wilhelm von Reichenau (1841 - 1919) & Elisabeth geb. Greve.
Vater: Bekannter Artillerist und Ballistiker, im Ersten Weltkrieg im Direktorium der Düsseldorfer Automobil- und Geschützfabrik von Heinrich Erhardt, daneben begeisterter Förderer des Fußballsports

Volksschule in Jüterbog
00.00.1893 Gymnasien in Berlin, Karlsruhe und Allenstein (Olsztyn/Polen), königliches Gymnasium in Düsseldorf
00.00.1903 Abitur
14.03.1903 Eintritt in das 1. Garde-Feldartillerie-Regiment, Berlin
1903/ 1904 Kommandierung zur Kriegsschule Metz
00.00.19o_ Adjutant der I. Abteilung des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments
00.00.1910 Besucht Südamerika, rettet am Rio de la Plata einen Menschen vor dem Ertrinken
00.10.1910 - 00.07.1913 kommandiert zur Kriegsakademie, Berlin.
Mitbegründer der Offiziersabteilung des Berliner Sportclubs (BSC), Initiative zur Fußballmeisterschaft des Gardekorps. Boxt als Gegner von Carl Diem , ist Leichtathlet (Mitglied der ersten siegreichen Offiziersstaffel. Rekordhalter für Diskuswurf bei den Offizieren; auch Waldläufe), reitet und spielt Tennis.
00.00.1913 Studienreise mit Dr. Carl Diem in die USA (Zur Vorbereitung der für 1916 in Berlin vorgesehenen Olympiade)
00.07.1914 kommandiert zum 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1, Danzig-Langfuhr
02.08.1914 Regiments-Adjutant des 1. Garde-Reserve-Feldartillerie-Regiments
00.12.1914 Führer der I. Batterie des 1. Garde-Reserve-Feldartillerie-Regiments
00.04.1915 in den Generalstab der 47. Reserve-Division als Ib kommandiert
00.00.1917 im Generalstab der 119. Infanterie-Division
04.05.1918 Ia der 7. Kavallerie-Schützen-Division
25.11.1918 im Generalstab des Grenzschutz-Kommandos beim VI. Armee-Korps, Breslau
11.08.1919 im Generalstab des Grenzschutz-Kommandos IV, Kolberg
01.10.1919 im Generalstab des Wehr-Kreises VI, Dresden
01.10.1920 im Generalstab des Artillerieführers VI, Dresden
01.10.1921 Chef der 8. (MG-)Kompanie des 18. Infanterie-Regiments, Münster
01.10.1923 im Generalstab der 3. Division der Reichswehr, Berlin
01.10.1926 im Generalstab des Gruppenkommandos I , Berlin
01.10.1927 Kommandeur der 5. Nachrichten-Abteilung , Cannstadt bei Stuttgart
01.10.1929 - 31.01.1931 Chef des Stabes der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7)
01.02.1931 - 31.01.1933 Chef des Stabes der 1. Division , Königsberg (unter Generalleutnant von Blomberg)
00.00.1932 sein Onkel , der Präsident des “Vereins für das Volkstum im Ausland“ ist, macht ihn mit Adolf Hitler bekannt
24.01.1933 Gründungssitzung des Organisationskomitees für die XI. Olympischen Spiele in Berlin, von Reichenau wird Mitglied des Präsidiums (es ist unklar, wer dieser Onkel sein soll. Zwei Onkels (ein Oberst a.D. und ein Gesandter) sind bereits seit langem Parteigenossen. Bereits vor der “Machtergreifung“ knüpft Reichenau auch über den evangelischen Wehrkreispfarrer in Königsberg, Ludwig Müller, dem späteren Reichsbischoff, Kontakte zur NSDAP)
01.02.1933 Chef des Ministeramts im Reichswehrministerium (als Nachfolger von Oberst von Bredow (Opfer des Röhm-Putsches) unter Reichswehrminister von Blomberg; der Posten entspricht de facto dem eines Staatssekretärs beim RWM !)
01.07.1933 Hitler bringt den “Stahlhelm“-Führer Seldte und von Reichenau mit in das Hotel “Luisenbad“ in Bad Reichenhall mit (Hier findet eine Konferenz aller SA- und SS-Führer vom Standartenführer aufwärts statt. SA und SS sollen stärker in die vormilitärische Ausbildung der deutschen Jugend integriert werden. Der neu zu schaffende Posten eines Chefs AW (Ausbildungswesen unter F.-W. Krüger) lässt die SA noch 1933 von 250.000 von der Reichswehr auszubildenden Männern in ihren Reihen träumen! Reichenau fördert Himmlers militärische Ambitionen bei der Ausbildung der SS, so wie er davor das Auftreten der SA als einer gleichsam mit der Reichs-wehr konkurrierenden “Volksarmee“ missbilligt hatte)
23.08.1933 Gründungssitzung des Organisationskomitees für die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen, von Reichenau wird Mitglied des Präsidiums
01.02.1934 Chef des Wehrmachtsamts im Reichswehrministerium (Umbenennung)
30.06.1934 Reichenau befürwortet die Monopolstellung der Wehrmacht als einzigen “Waffenträger der Nation“ (Durch das Blutbad im Zusammenhang mit der Liquidierung von Röhm und der SA-Spitze zufriedengestellt und nachdem somit die Wehrmacht und als einziger Waffenträger der Nation bestätigt ist, erfolgen Absprachen Reichenaus mit Heydrich und Loyalitätserklärungen von Blombergs. Auch bei den folgenden Säuberungswellen, denen u.a. auch die Generale von Schleicher und von Bredow zum Opfer fallen, belassen von Blomberg und von Reichenau die Reichswehr in ihren Kasernen. Nach dem Auszug Deutschlands aus dem Völkerbund erübrigt sich der Gedanke an eine Miliz. 1934 äußert von Reichenau: “Wir sind Nationalsozialisten auch ohne Parteibuch ... die besten, treuesten und ernstesten“. Er fördert die enge Zusammenarbeit mit HJ und die nationalpolitische Erziehung.)
22.07.1934 am Rande der Bayreuther Festspiele gibt Hitler in einer Besprechung, an der auch von Reichenau teilnimmt sein Einverständnis zum geplanten Putsch. (Weitere Teilnehmer der Besprechung in Bayreuth sind Reichsminister Dr. Joseph Goebbels, Dr. Otto Wächter (Sonderbeauftragter der Landesleitung Österreich der NSDAP in den politischen Verhandlungen mit den österreichischen Regierungsstellen und Parteien, zuletzt SS-Gruf. und Gouverneur von Galizien), dessen Stellvertreter Theo Habicht, SA-Ogruf. Hermann Reschny und der ehemalige Oberste SA-Führer Franz Pfeffer von Salomon. )
03.08.1934 ein Tag nach Hindenburgs Tod wird der Eid auf den “Führer und Reichskanzler“ durch von Reichenau auf von Blombergs Veranlassung neu formuliert
01.10.1935 - 04.02.1938 Kommandierender General des VII. Armeekorps, München
00.00.1936 Auslandsreise nach China
04.02.1938 (mit Wirkung vom 01.03.1938) Oberbefehlshaber der Heeresgruppe (mot.) 4, Leipzig (Als Nachfolger Walter von Brauchitschs im Gefolge der Blomberg-Fritsch-Krise)
12.02.1938 Reichenau ist mit Keitel und General der Flieger Hugo Sperrle beim sogenannten “Drohkommando“ (martialisch aussehender hoher Offiziere), als Hitler dem österreichi-schen Regierungschef Schuschnigg das Berchtesgadener Abkommen abpresst.
10.03.1938 Teilnehmer an der Session des IOC in Kairo; durch Hitler von dort zum geplan-ten Einmarsch in Österreich, dem Fall “Otto“, abberufen.
00.00.1938 als Nachfolger von Exzellenz Dr. Theodor Lewald (Ex-Staatssekretär im RMI und Halbjude) wird von Reichenau deutsches Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC)
01.10.1938 beim Einmarsch ins Sudetenland Befehlshaber im 3. Gebietsabschnitt (Egerland)
26.08.1939 Oberbefehlshaber der 10. Armee [Umbenennung aus Heeresgruppe (mot.) 4]
Herbst 1939 Reichenau ist aus militärfachlichen Bedenken entschieden gegen eine Westoffensive und lässt durch einen von Goerdeler vermittelten Kontakt Großbritannien und die Niederlande vor dem bevorstehenden deutschen Angriff warnen! (Quelle: “Aufstand des Gewissens“, Mittler, 2000) .
19.10.1939 - 20.01.1942 Oberbefehlshaber der 6. Armee (Umbenennung)
28.05.1940 Kapitulation der belgischen Armee gegenüber von Reichenau
16.07.1940 Adolf Hitler’s Weisung Nr. 16 zum Unternehmen Seelöwe (Invasion Englands). Dabei wird von Reichenau’s Armee unter dem Oberbefehl von Ritter von Leeb in Cherbourg in Reserve gehalten (Das Datum der Landung wird vom 15.09.1940 zunächst um sechs, dann um weitere drei Tage und schließlich Mitte Oktober auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben)
20.08.1940 der Op.-Plan für das “Unternehmen Felix“ (Führerweisung 19), den Angriff auf Gibraltar, ist fertiggestellt ; Reichenau soll der Führer des Unternehmens in Spanien sein (Am 24.08.1940 wird das Unternehmen durch Hitler genehmigt. Am 07.12.1940 beantragt Canaris bei Franco die Zustimmung, er muss Hitler jedoch am 08.12.1940 melden, dass dieser darauf nicht einging. Hilter befiehlt, alle Sabotageeinsätze weiterlaufen zu lassen, jedoch nicht anzugreifen (Angriffstermin bis zum 10.01.1941). Mittlerweile hatte Italien Griechenland angegriffen und damit die Briten auf dem Balkan ins Spiel gebracht. Am 10.12.1940 bricht Hitler das Unternehmen “Felix“ ab. Der Plan wird am 09.01.1941 endgültig aufgegeben)
00.06.1941 gute Zusammenarbeit mit Einsatzgruppe C (unter den SS-Brigadeführern Dr. Dr. Rasch , dann Dr. Thomas) bzw. dem Sonderkommando (SK) 4 a (SS-Standartenführer Blobel)
(00.11.1941 Der Chef der Einsatzgruppe C, Dr. Dr. Rasch: “ ...Reichenau, hat auch wiederholt die Arbeit der Einsatzkommandos in anerkennender Weise gewürdigt und die Interessen des SD seinen Stäben gegenüber in entsprechender Weise vertreten“. Reichenau weiß Bescheid über die Verbrechen von Luck, Shitomir, Lubny, Belaja Zerkov und Kiev)
Ende 07.1941 lässt sich “zur Säuberung“ des rückwärtigen Heeresgebietes vom RFSS die 1. SS-Infanterie-Brigade unterstellen, die bis Mitte September 1941 etwa 6.000 Menschen, meist Juden erschießt. (Dazu umfangreiche Befehle Reichenaus, sogenannte “Säuberungs“- und “Befriedungsaufträge“ des OB 6. AOK und der unterstellten rückwärtigen Befehlshaber.)
20.08.1941 deutsche Soldaten finden in Bjelaja-Zerkow (Ukraine) in einem Haus viele jüdische Kinder, teils sterbend, die, unter unwürdigsten Bedingungen eingepfercht, vom SD erschossen werden sollen. (Der Ia der 295. ID bittet die Exekution bis zur Entscheidung des OB der 6. Armee hinauszuschieben. Rei-chenau befindet, “dass die einmal begonnene Aktion in zweckmäßiger Form durchzuführen sei.“ Im übrigen meint er, bevor die Kinder, wie vorher ihre Eltern, liquidiert werden, dass dieser Bericht besser unterblieben wäre!)
10.10.1941 Reichenau verfasst den berüchtigten Tagesbefehl, der von Hitler eindringlich begrüßt und sofort der gesamten Wehrmacht als vorbildlich hingestellt wird , “Betr.: Verhalten der Truppe im Ostraum ... Das wesentliche Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis ... Notwendigkeit der harten Sühne am jüdischen Untermenschentum ... hat der Soldat zweierlei zu erfüllen:
1) die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre ...
2) die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausamkeit ... Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für allemal zu befreien.“
07.12.1941 AOK 6, Abt. Ia , an HGr Süd: “im Zuge“ einer Partisanenaktion seien “im Armeebereich mehrere Tausend gehängt und erschossen worden.“ (Ia ist Oberst Hans Elchlepp)
(Da Hitler diesen Befehl für “ausgezeichnet“ befindet, lässt von Brauchitsch, der ObdH durch den GenQuM Wagner am 28.10.1941 allen Heeresgruppen, Armeen, Panzergruppen und Berück der Ostfront hiervon Kenntis geben. Daraufhin fühlen sich zwei Heerführer zu eigenen Versionen ermutigt, so Generaloberst Hoth, der in seiner Version vom 17.11.1941 sogar noch einen drauf setzt, und am 20.11.1941 noch der OB AOK 11, von Manstein)
09.12.1941 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, zunächst noch in Personalunion mit OB 6. Armee (Nach Rundstedts Absetzung; der am 06.01.1942 zum Nachfolger ernannte GLt Friedrich Paulus übernimmt erst am 20.01.1942 die Armee (bereits mit Wirkung vom 05.01.1942 OB))
20.12.1941 verwendet in seinem Tagesbefehl die Begriffe “rote Bestie“, “Mordgelüst“, “völlig vertiert“, “imstande, jede Gemeinheit zu begehen“.
29.12.1941 GLt Graf von Sponeck, KG des XXXXII. AK, wird wegen Ungehorsams durch von Reichenau abgesetzt und vor einen Sondersenat des Reichskriegsgerichts gebracht. Im Gefolge spricht der GFM der 46. ID die soldatische Ehre ab und lässt alle Auszeichnungen und Beförderungen sperren, einmalige Entgleisung eines OB!
15.01.1942 macht vormittags einen Waldlauf bei sehr tiefen Außentemperaturen (- 40º C) , sieht beim Mittagessen schlecht aus, isst wenig und bricht beim Verlassen des Kasinos zusammen. Er hat einen schweren Schlaganfall erlitten und fällt in tiefe Bewusstlosigkeit.
17.01.1942 wird, auf einen Sessel geschnallt und immer noch tief bewusstlos, von Poltawa nach Leipzig geflogen. Bei einer Zwischenlandung in Lemberg ist es noch zum Bruch gekommen, wobei er sich noch schwere Kopfverletzungen zuzieht und der Marschallstab entzwei geht. Unklar bleibt, ob er zu diesem Zeitpunkt bereits im Flugzeug verstorben war, oder erst im Gefolge des Unfalls.
Offizielle Todesfeststellung am 17.01.1942 im Lazarett Leipzig.
(GFM von Bock soll sofort die Heeresgruppe übernehmen, rüstet sich aber zur Kur auf dem Semmering! Nach ursprünglichem Plan sollte auch von Seydlitz-Kurzbach OB der 6. Armee werden, und Paulus sollte entweder Keitel oder Jodl ersetzen. Schließlich übernimmt Paulus, mit Wirkung vom 05.01.1942 OB, am 20.01.1942 in Poltawa die 6. Armee, und von Bock übernimmt die Heeresgruppe.)
22.01.1942 Aufbahrung im Zeughaus
23.01.1942 Staatsakt im Ehrenhof des Zeughauses, Beisetzung auf dem Invalidenfriedhof, Göring hält die Gedenkrede. Im Nachruf Hitlers wird er als “Bannerträger der Gedanken einer neuen Zeit“ gewürdigt !
00.00.1944 entscheidet Hitler zugunsten einer zusätzlichen Dotation an die Hinterbliebenen in Höhe von 1,01 Millionen Reichsmark zum Erwerb eines Guts im Osten.

03.04.1919 heiratet Alexandrine Gräfin von Maltzan und steigt damit in die höchsten Kreise der altadligen schlesischen Aristokratie; 4 Kinder: Karl Friedrich (* 1921), Joachim (* 1925), Erika (* 1928), Britta (* 1932)

00.00.1910 Rettungsmedaille am Band (Preußen)
00.00.1913 Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der Leibesübungen als einer der Ersten der mit diesem Vorläufer des Deutschen Sportabzeichens Ausgezeichneten
Kronen-Orden IV. Klasse (PK4)
Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse (PE1)
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (PH3)
Ritterkreuz des Königlich Württembergischen Friedrichs-Ordens (WF3ax)
Hanseatenkreuz Hamburg HH)
Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration (ÖM3K)
Spangen zum EK II. und I. Klasse
30.09.1939 Ritterkreuz
Mehrfache Nennung im Wehrmachtbericht, u.a. am 21. September 1941


Der am 08.10.1884 in Karlsruhe geborene nachmalige (19.07.1940) Generalfeldmarschall gehört zu den treusten Vasallen des Regimes. Als einflussreicher Chef des Ministeramtes im RWM (seit 01.02.1934) fördert er Himmlers militärische Ambitionen bei der Ausbildung der SS, so wie er zuvor das Auftreten der SA (z.B. beim Chef AW, Friedrich-Wilhelm Krüger) als einer gleichsam mit der Reichswehr konkurrierenden “Volksarmee“ missbilligt hatte. Durch das Blutbad im Zusammenhang mit der Liquidierung von Röhm und der SA-Spitze zufriedengestellt und als Angehöriger des einzigen Waffenträgers der Nation bestätigt, erfolgen Loyalitätserklä-rungen und Absprachen Reichenaus mit Heydrich. 1934 äußert er: “Wir sind Nationalsozialisten, auch ohne Parteibuch...die besten, treuesten und ernstesten.“ Er fördert die enge Zusammenarbeit mit der HJ und die nationalpolitische Erziehung. Am 03.08. 1934, dem Tag nach Hindenburgs Tod gestaltet er die Neuformulierung des Eides, nunmehr auf den “Führer und Reichskanzler“, auf Veranlassung von Reichsverteidigungsminister Generaloberst Werner von Blomberg. Am 12.02.1938 ist er mit Keitel und General der Flieger Hugo Sperrle beim sogenannten “Drohkommando“ (martialisch aussehender hoher Offiziere), als Hitler dem österreichi-schen Regierungschef Schuschnigg das Berchtesgadener Abkommen abpresst. Am 10.03.1938 als Teilnehmer an der Session des IOC in Kairo durch Hitler von dort (als Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos 4) zum geplanten Einmarsch in Österreich, dem Fall “Otto“, abberufen. Im Herbst 1939 (mittlerweile als OB der 10. Armee, die am 10.10.1939 in 6. Armee umbenannt wird) ist er aus militärfachlichen Bedenken entschieden ge-gen eine Westoffensive und lässt sogar durch einen von Goerdeler vermittelten Kontakt Großbritannien und die Niederlande vor dem bevorstehenden deutschen Angriff warnen. Nach dem Op.-Plan vom 20.08.1940 für das “Unternehmen Felix“ (Führerweisung 19), sollte er Führer des Angriffs auf Gibraltar werden. 1941 gute Zusammenarbeit mit der Einsatzgruppe C (Dr. Dr. Rasch) und der 1. SS-Infanterie-Brigade (unter Richard Herrmann). Am 20.08.1941 finden deutsche Soldaten in Bjelaja-Zerkow (Ukraine) in einem Haus viele jüdi-sche Kinder, teils sterbend, die unter unwürdigsten Bedingungen eingepfercht, vom SD erschossen werden sollten. Oberstleutnant Helmuth Groscurth, der I a der 295. ID (Generalleutnant Herbert Geitner) bittet die Exekution bis zur Entscheidung Reichenaus als Oberbefehlshaber hinauszuschieben. Dieser befindet, “dass die einmal begonnene Aktion in zweckmäßiger Form durchzuführen sei.“ Im übrigen wäre dieser Bericht besser unterblieben, bevor die Kinder, wie vorher ihre Eltern, liqidiert worden waren.
Er verfasst am 10.10.1941 den von Hitler eindringlich begrüßten berüchtigten Tagesbefehl, der sofort der gesamten Wehrmacht als vorbildlich hingestellt wird: “Betr.: Verhalten der Truppe im Ostraum... Das wesentliche Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Macht-mittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis...Notwendigkeit der harten Sühne am jüdischen Untermenschentum...hat der Soldat zweierlei zu erfüllen:
1) die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre...
2) die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausamkeit...Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für allemal zu befreien.“
Der ObdH von Brauchitsch lässt am 28.10.1941 durch Generalquartiermeister des Heeres Eduard Wagner allen Heeresgruppen, Armeen, Panzergruppen und Berück der Ostfront hiervon Kenntnis geben (Ohne Not fühlen sich darauf zwei Heerführer zu eigenen Versionen ermutigt, so Generaloberst Hermann Hoth als OB der 17. Armee, der in seiner Version vom 17.11.1941 sogar noch einen drauf setzt, und am 20.11.1941 auch noch der OB der 17. Armee, General der Infanterie Erich von Manstein). Am 07.12.1941 meldet AOK 6, Abt. I a, an Heeresgruppe Süd: “im Zuge“ einer Partisanenaktion seien “im Armeebereich mehrere Tausend gehängt und erschossen worden.“ Am 09.12.1941 wird er nach Rundstedts Absetzung OB der Heeresgruppe Süd, zunächst noch in Personalunion mit OB 6. Armee (der am 05.01.1942 zum Nachfolger ernannte Generalleutnant Fried-rich Paulus übernimmt erst am 20.01.1942 die Armee). Schon am 20.12.1941 verwendet er in seinem Tages-befehl die Begriffe “rote Bestie“, “Mordgelüst“, “völlig vertiert“, “imstande, jede Gemeinheit zu begehen“. Am 29.12.1941 wird Generalleutnant Hans Graf von Sponeck (KG des XXXXII. AK) wegen militärischen Un-gehorsams durch von Reichenau abgesetzt und vor einen Sondersenat des Reichskriegsgerichts gebracht. Im Gefolge spricht der GFM der 46. Infanterie-Division die soldatische Ehre ab und lässt alle Auszeichnungen und Beförderungen sperren, einmalige Entgleisung eines OB. Am 15.01.1942 bricht er nach einem Waldlauf bei sehr tiefen Außentemperaturen mit einem schweren Schlaganfall zusammen und fällt in tiefe Bewusst-losigkeit. Auf einen Sessel geschnallt wird er am 17.01.1942 im Koma von Poltawa nach Leipzig geflogen, bei einer Zwischenlandung in Lemberg geht das Flugzeug zu Bruch, Reichenau zieht sich noch schwere Kopfver-letzungen zu, der Marschallstab zerbricht gar. Unklar bleibt, ob er zu diesem Zeitpunkt bereits im Flugzeug oder erst im Gefolge des Unfalls verstorben war. Die offizielle Todesfeststellung jedenfalls erfolgt am 17.01. 1942 im Lazarett Leipzig. Es findet ein Staatsakt im Ehrenhof des Zeughauses statt, Beisetzung auf dem Inva-lidenfriedhof, Göring hält die Gedenkrede. Im Nachruf Hitlers wird er als “Bannerträger der Gedanken einer neuen Zeit“ gewürdigt!

Quellen : u. a.
Helmut Krausnick ;
Dirks / Janßen ;
Ueberschär / Wette ;
Ueberschär / Vogel ;
Scherer “75 Olympische Jahre“ ;
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_von_Reichenau
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Per ... ltherv.htm



Dieter Z.


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Re: Walter von Reichenau

#3

Post by genstab » 02 Oct 2012, 16:45

Lieber Dieter,
Once again, thank you very much for your kind help. There were a few questions I had about his dates of command at 6. Armee and Hgr. Süd and this may help me with them.

By the way, is it true that you are now assisting with "Die Generale des Heeres 1921-1945" This would be a good thing for all of us.

Best regards,
Bill in Cleveland

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Re: Walter von Reichenau

#4

Post by Dieter Zinke » 02 Oct 2012, 18:04

Definitively no, I will not do so !!
I have done my own research and one day a german researcher (Moderator ?) will succeed the data (to correct and to publish them).

Cheers
Dieter Z.

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Re: Walter von Reichenau

#5

Post by histan » 02 Oct 2012, 20:33

Bill

The HPA files available in London do not include von Reichenau's so I have nothing to add from that source. Robert O'Neill, The German Army and the Nazi Party has a bio of von Reichenau that looks like it is based on his HPA file that has a couple of additions:

It shows that in September 1929 he studied the English language and gives a date of 12.05.1936 for his attachment to the Chinese army.

With regard to command of 6 Armee the confusion lies in the secondary sources and relate to the dates for the appointment of Paulus.

As stated by Dieter, von Reichenau was the actual commander of 6 Armee until 15.01.1942. Paulus did not arrive at 6 Armee to assume actual command until 20.01.1942.

The decision to appoint Paulus to command 6 Armee was probably made in December 1941. Dates of 01.01.1942 and 05.01.1942 have been given in secondary sources for his date of appointment. In my opinion the best of these is Johannes Hürter in Hitlers Heerführer who gives the date as 05.01.1942, which is the date given by Dieter.

His HPA file has only:
16.01.1942 OB 6 Armee
Given that the HPA liked to 'tidy things up' it could be that the 'actual' and 'official' positions were lined up with von Reichenau regarded as being OB 6 Armee until 15.01.1942 and Paulus as OB from 16.01.1942.

Regards

John

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Re: Walter von Reichenau

#6

Post by Michal78 » 17 May 2014, 17:52

Here is one nice photo of Walter Reichenau during his short service in Russia.
Michal
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walter reichenau.jpg

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Re: Walter von Reichenau

#7

Post by histan » 08 Feb 2020, 18:25

Printed in today's (08.02.20) Daily Mail is the following anecdote that shows the human side of von Reichenau.

"Eventually, I was told that I was to be interviewed by Reichenau. I was in a fairly ropey condition and perhaps someone informed him of this, as I was taken to his bedroom where he sent his servant with washing and shaving things and a comb, and, soon, his doctor arrived and applied a dressing.
I was then led to Reichenau. Everyone was all smiles (except me) and I remember being asked 'How is Bulgy Thorne? I have not seen him since Ascot'
The brief interview, which included no questions on military matters, except about the effectiveness of dive -bombing, concluded with Reichenau's advice to amuse myself in captivity by trying to escape.
I had a quick look into Reichenau's suitcase, which was lying packed on his bed, and was slightly surprised to find that it crammed with very expensive monogrammed shirts, pyjamas and underclothes, which looked as if they might have been purchased in the Burlington Arcade."

Written in a letter by Roger Mortimer, a young Guards officer captured on the Dyle Canal, to the son of General Andrew 'Bulgy' Thorne.

Regards

John

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Re: Walter von Reichenau

#8

Post by Stauffenberg II » 05 Jan 2023, 20:56

Its amazing how wrong elder sources even on high ranking persons were. We also have to drop the "h" in Walther. Also the order of his first names is usually wrong. His correct name as per as birth register and church books: Walter Gustav Karl August Ernst
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Re: Walter von Reichenau

#9

Post by luftk » 05 Jan 2023, 23:44

Stauffenberg II wrote:
05 Jan 2023, 20:56
Its amazing how wrong elder sources even on high ranking persons were. We also have to drop the "h" in Walther. Also the order of his first names is usually wrong. His correct name as per as birth register and church books: Walter Gustav Karl August Ernst
Excellent!

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